Frühling im Herbst (3)






Eine der zentralen Forderungen im Herbst '89 ist die Auflösung der Stasi. Das verhasste Repressionsorgan der SED-Führung hat in den Augen der meisten DDR-Bürger nie die geringste Legitimation besessen. Die DDR-Staatssicherheit war eine Geheimpolizei. Sie überwachte und bekämpfte Gegner der SED-Parteidiktatur bzw. wen sie dafür hielt. Sie konnte diese selbst verhaften und in eigenen Untersuchungshaftanstalten gefangen halten, bis ihnen der Prozess gemacht wurde. Sie trachtete danach die gesamte Gesellschaft unter ihre Kontrolle zu bringen. Das MfS stand unter der politischen Führung des Generalsekretär der SED, bis 1971 Ulbricht danach Honecker und im Herbst 1989 kurzzeitig Egon Krenz. Chef der Stasi war ein Mörder - Erich Mielke.

Als Bereitschaftsführer des Parteiselbstschutzes (Mielke war Mitglied der KPD) erschoss er im August 1931 am Berliner Bülowplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz) in unmittelbarere Nähe der KPD-Zentrale (in der heute die PDS/Die Linke sitzt) die Polizisten Lenk und Anlauf. Mit sowjetischen Papieren versehen, entkam er ins Ausland. In Deutschland als Doppelmörder gesucht, hing sein Schicksal nun völlig an der Bereitschaft der Genossen, ihn mitzuschleppen - und mithin an seiner Nützlichkeit für die Partei.


Foto: Bundesarchiv_Bild_102-12159,_Berlin



Der Arm der Krake Stasi reichte über die IM's(Inoffizielle Mitarbeiter) bis in die Arbeitskollektive und Familien hinein. Mit der Öffnung der Archive des MfS gelangten die Berichte und die Identität zahlreicher IM ans Tageslicht, was zur Aufklärung etlicher menschlicher Tragödien führte.

Ein Inoffizieller Mitarbeiter war in der DDR eine Person, die verdeckt Informationen an das Ministerium für Staatssicherheit lieferte, ohne direkt für diese Behörde zu arbeiten. Das MfS beschäftigte zum Zeitpunkt ihres Untergangs über 189.000 IM in allen Bevölkerungsgruppen der DDR. Das Netzwerk der Inoffiziellen Mitarbeiter war ein tragendes Element des Überwachungssystems der DDR, da so auch eine konspirative Überwachung von Personenkreisen möglich war.
Bei den Informationen handelte es sich in der Regel um Berichte über das Verhalten von Personen aus dem persönlichen oder beruflichen Umfeld des Inoffiziellen Mitarbeiters. Meist waren auch engste Freunde und Familienangehörige Inoffizielle Mitarbeiter und bespitzelten sie. Dies kam nach dem Untergang der DDR oft heraus und führte zu einer Beendung der Freundschaft oder der Ehe, denn selbst manche Ehepartner ließen sich darauf ein, den eigenen Partner auszuspionieren. Ein Teil der Inoffiziellen Mitarbeiter handelte aus politischer Überzeugung, andere versprachen sich davon Vergünstigungen und nur wenige wurden unter Druck gesetzt. Unter dem Decknamen eines IM wurden auch Sammelakten geführt, die Berichte und Befragungen von Personen enthielten, die selbst keine IM waren. Dies konnten z.B. Nachbarn von sicherheitsrelevanten Objekten sein.