Nach der Zeit der braunen Machthaber waren alle Engelsdorfer antifaschistische Kämpfer. Bis zum heutigen Tage würde kaum einer zugeben, dass er mit Hitler gut Freund war. Niemals wurde darüber geschrieben, die Zeit des Dritten Reiches wurde totgeschwiegen, als hätte es sie nie gegeben. Allerdings kann nachgewiesen werden, dass viele Engelsdorfer dem Führer besonders ergeben waren. Engelsdorf hatte viele kriegswichtige Produktionsstandorte, viele Firmen nahmen die Arbeit ausländischer Arbeiter und Zwangsarbeiter gern an. Der Jubel bei den Veranstaltungen der Hitlertreuen war groß. Ein Engelsdorfer konzipierte und baute die Führerschule in Großstädteln bei Markkleeberg. Ähnlich war es, als die Macht der Kommunisten beendet wurde und es 1989 zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten kam. Immer waren es die anderen, welche die jeweils herrschenden Kräfte unterstützt haben. Quer durch das Land wird dies auch in vielen anderen Gemeinden so gewesen sein, sonst hätten König, Hitler oder Honecker ihre Macht nicht auskosten können. Doch darüber zu schweigen ist falsch, denn jede Epoche gehört genau so zur Geschichtsbetrachtung, wie die Zeiten außerhalb jener Diktaturen.
Nach dem das "III.Reich" untergegangen war und Tod, Trümmer und Elend hinterlassen hatte, wurde Deutschland und Berlin in vier Besatzungszonen bzw. 4 Sektoren aufgeteilt.
Auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 haben sich der britische Premier Churchill, US-Präsident Harry Truman und der sowjetische Diktator Stalin darauf verständigt, das in Trümmern liegende Deutschland gemeinsam zu verwalten. Es wurde hierzu in Besatzungszonen und Berlin in Sektoren aufgeteilt.
Amerikaner, Briten, Franzosen und Sowjets sollen ihre Gebiete jeweils in eigener Verantwortung administrieren.
Die Grafiken links zeigen das aufgeteilte Deutschland, daneben das geteilte Berlin.
Bei Kriegsende rückten zuerst die Amerikaner in Leipzig ein, in Engelsdorf war es am 17.04. 1945. Die Amerikaner versuchten Normalität in die Gemeinde zu bringen, nahmen sich natürlich die Rechte der Sieger zu eigen.
Als Quartiere für ihre Soldaten wählten die Amerikaner mehrere frei im Gelände stehende Wohnhäuser im Orte aus. Die Bewohner mussten binnen kürzester Frist ihre Wohnungen verlassen. Das Inventar blieb aber drin. Ihre Kommandantur richteten sie im Haus Hauptstraße 41 ein. Das Verhältnis zwischen der amerikanischen Besatzungsmacht und der Engelsdorfer Bevölkerung war locker und ohne große Hass- oder Rachegefühle. Als Hilfe zur Selbsthilfe wiesen sie zum Beispiel an, dass der hintere Teil des Schulgartens in Parzellen aufgeteilt und als vorübergehendes Grabeland an bedürftige Familien mit Kindern vergeben wurde.
Wie groß das Ausmaßdes Leides tatsächlich war, das der Zweite Weltkrieg über die Menschheit brachte, konnten konnten die Menschen zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen. Die schreckliche Wahrheit wurde ihnen erst sehr viel später bewusst. Die Informationen waren sehr einseitig und für die gefallenen, deutschen Soldaten liegt die Tragik darin, dass sie in gutem Glauben an das Richtige und aufgrund ihres abgelegten Eides ihr junges Leben lassen mussten oder verstümmelt zurückkehrten. Vielen davon betroffenen Familien ist es somit ein Trost, dass nun mehr auch ihrer Gefallenen öffentlich gedacht wird.
Entsprechend der Erklärung von Jalta zogen die USA und Großbritannien ihre Truppen in der Zeit vom 1. bis 4. Juli aus den als SBZ bestimmten Gebieten ab (westliches Mecklenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, westliches Sachsen) und rückten im Gegenzug in die für sie reservierten Westsektoren Berlins ein.Der Einmarsch der sowjetischen Armee in Leipzig und somit auch in Engelsdorf, erfolgte am 2. und 3. Juli 1945. Ihre Kommandatur richteten die Besatzungstruppen in dem großen Wohnhaus an der Ecke Haupt-/Lindenstraße ein.
Zunächst gab es kaum politische Aktivitäten, bis zu dem Tag, an dem die Russen die Kommandantur übernahmen und auch den Engelsdorfern die neue Gesellschaftsform des Sozialismus aufdrängten, der dann vierzig Jahre lang das Leben der Gemeinde bestimmen sollte.
Da Deutschland den Krieg verloren hatte, musste es alle deutschen Gebiete östliche der Oder/Neisse
aufgeben. Die dort bisher lebenden Deutschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
Es mussten über ca.12 Millionen Deutsche die Ostgebiete verlassen. Viele sind bei der Flucht
und Vertreibung ums Leben gekommen. Man schätzt ihre Zahl auf 2 Millionen(Quelle:Wikipedia).
Die Mehrzahl der Flüchtlinge fanden in der DDR und der BRD ihre neue Heimat. Es gehört zu den großen menschlichen Leistungen der Deutschen die Heimatvertriebenen trotz eigener Nöte diese aufzunehmen und zu integrieren. Auch in Engelsdorf wurden Flüchlinge bei den angestammten Bewohnern untergebracht.
Das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 hatte vorgesehen, dass jede Besatzungsmacht ihre Reparationsansprüche durch Demontagen und Sachlieferungen aus ihrer eigenen Besatzungszone befriedigen sollte.Die Reparationsleistungen der DDR an die Sowjetunion geschahen bis 1948 hauptsächlich durch Demontage von Industriebetrieben. Davon betroffen waren 2.000 bis 2.400 der wichtigsten und bestausgerüstetsten Betriebe innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone. Während die westeuropäischen Staaten und die Westzonen in den Genuss des Marshallplanes kamen, wurden hier im Osten Industrieanlagen, Maschinen und tausende Kilometer Gleise demontiert. Bis März 1947 wurden 11.800 km Eisenbahnschienen demontiert und in die SU abtransportiert.. So demontierten die Sowjets neben dem Güterzuggleis auch das 2.Gleis von Leipzig nach Dresden.
Als die Reparationen 1953 für beendet erklärt wurden, hatte die DDR die höchsten im 20. Jahrhundert bekanntgewordenen Reparationsleistungen erbracht. Die Reparationen der DDR betrugen insgesamt 99,1 Mrd. DM (zu Preisen von 1953) die der BRD demgegenüber 2,1 Mrd. DM (zu Preisen von 1953). Die DDR/SBZ trug damit 97-98 % der Reparationslast Gesamtdeutschlands pro Person also das 130fache. Quelle:Wikipedia
Auch bei den einheimischen Familien wurden die Sowjets fündig. So requirierten sie alles was nicht niet- und nagelfest war. Telefonapperate, Lampen, Möbel-alles fand Gefallen und ging Waggonweise nach der Sowjetunion. Dort wurde es auf Halden gekippt, wo es meist verlotterte.
Bei uns wurden das Telefon und einige Einrichtungsgegenstände "eingesammelt". Die Nachkriegszeit war geprägt vom Kampf um das tägliche Überleben. Fast alle Dinge des täglichen Lebens musste durch die sowjetische Besatzungsmacht genehmigt werden. Selbst für ein einfaches Radio brauchten die Menschen einen Schein.
Am schlimmsten aber, war der Hunger. Er setzte auch in unserem Ort der Bevölkerung erheblich zu. Jeden Tag musste mit dem Essen improvisiert werden. Vieles kennt man ja nur durch Überlieferung von unseren Eltern und Großeltern. So gab es oftmals Brennnesselsuppe oder Kohlrübengemüse zu Mittag. Erst ganz, ganz langsam normalisierten sich die Verhältnisse. Es gab dann Lebensmittelmarken - damit wurden die wichtigsten Nährmittel pro Haushalt und Monat zugeteilt. In der BRD wurde die Rationierung mittels Lebens- mittelmarken 1950 abgeschafft, in der DDR 1958.
Kohlen und Kartoffelkarten gab es bis 1966 im Arbeiter- und Bauernstaat. Bis Ende der sechziger Jahre bekam man knappe Lebensmittel wie Eier, Butter und Fleisch nur in seinem Wohnort. In unserem Konsum um die Ecke, wurde für jede registrierte Familie eine Strichliste geführt, sobald das zugestandene Limit erreicht war, gab es den laufenden Monat nichts mehr. Wohl dem, der Verwandte im Westen hatte und regelmäßig Pakete geschickt bekam.
Am 7.Oktober 1949 wurde die DDR gegründet. Eine von Stalins Gnaden eingesetzte
Regierung um Pieck, Grotewohl und Ulbricht proklamierte den Arbeiter- und Bauern Staat.
Begonnen hatte alles mit der
Gruppe Ulbricht, die schon 1945 mit klaren Instruktionen nach Berlin gekommen war:
"Es muss zwar alles demokratisch aussehen, aber wir müssen auch immer die Fäden in der Hand behalten." Bis kurz vor Toresschluss 1989, reagierten die kommunistischen Machthaber
auf jeden noch so harmlosen Reformvorschlag mit dem einfachen Satz: "Das heißt, die Machtfrage stellen." In dieser Frage verstanden sie keinen Spaß. Und also übten sie diese Macht auf eine nicht mal mehr demokratische scheinende Weise aus.
"Die Partei hat immer Recht", das war noch der letzte Refrain der Seifenoper, die sich
Sozialistische Demokratie nannte.
Die ersten "Wahlen" zur Volkskammer fanden am 15.Oktober 1950 statt.
Sie basierten auf der Grundlage einer Einheitsliste der Nationalen Front.
Es gab 99,8% Ja-Stimmen. Alternativen ließ dieses Wahlsystem nicht zu
und wurde so bis zum Ende der DDR beibehalten.
Obwohl Stalin,genauso wie Hitler, tausende Andersdenkende umbringen ließ (Gulag) projezierten die DDR-Genossen den Personenkult um den großen Bruder in die DDR. In der Öffentlichkeit versäumten die damaligen Machthaber keine Möglichkeit, Stalin der Bevölkerung schmackhaft zu machen.
Da die SED die Versorgungslage in der DDR nicht in den Griff bekam und auch noch die Arbeitsnormen erhöhte, kam es am 17.Juni 1953 zu einer nicht organisierten Volkserhebung in der DDR die in Berlin durch die Bauarbeiter ihren Anfang nahm.
Der Aufstand wurde von sowjetischen Panzern niedergewalzt, es gab Tote und zahlreiche Verletzte , auch in Leipzig. Viele Menschen wurden in der Folge verhaftet - darunter auch einige Engelsdorfer.
Um die Versorgungsengpässe in der DDR zu minimieren forcierten und zentralisierten die damaligen Behörden die Pflanzen- und Tierproduktion. So entstand am nördlichen Rand von Sommerfeld, am damaligen Triftweg( jetzt "Am Sommerfeld") die Besamungsstation und spätere Tierzucht. Nach der "Wende" stand das Gelände jahrelang leer bis es dann abgerissen wurde. Jetzt stehen auf diesen Boden schicke Ein-und Zweifamilienhäuser.